Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf trauert um ihr ehemaliges Mitglied Rudi Eisengarten. Der 94-Jährige starb, wie erst jetzt durch seinen Sohn bekannt wurde, bereits am 17. November 2020 in Berlin. Rudi Eisengarten gehörte bis zuletzt als gewählter Vertreter der Seniorenvertretung an und war damit mit Abstand der dienstälteste Kommunalpolitiker im Bezirk.
Rudi Eisengarten, ein unverfälschter Ur-Berliner, verschrieb sich schon früh der Gewerkschaftsarbeit und setzte sich jahrelang für Arbeitnehmerrechte bei der Deutschen Bundespost ein. Parallel dazu trat er 1954 in die SPD ein und blieb 66 Jahre ihr Mitglied. 1958 wurde er in die Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks gewählt und vertrat als langjähriger SPD-Abteilungsvorsitzender in Reinickendorf West die Interessen der Bürger rund um den Kurt-Schumacher Platz und in den anliegenden Siedlungen, wo er selbst im Kiez auch wohnte.
Höhepunkte dieser kommunalpolitischen Arbeit waren sicher in jüngeren Jahren, 1964, die Wahl zum Vorsitzenden einer mitgliederstarken SPD-Fraktion und dann, Jahrzehnte später, nach dem Wahlsieg von Walter Momper in Berlin und Bezirksbürgermeister Detlef Dzembritzki im Bezirk, das durch ihn voller Lust und Laune ausgeübte Amt als Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, in der Legislaturperiode zur Wendezeit von 1989 bis 1992. Unvergessen: Hier leitete Rudi Eisengarten die Sitzungen mit Berliner Charme und Dialektfärbung, wie man sie heute in der Berliner Kommunalpolitik kaum noch findet.
Politisch waren ihm die Städtepartnerschaften des Bezirks wichtig, an deren Ausbau und Erhalt er unermüdlich arbeitete. Einer seiner letzten Wünsche, noch einmal die Partnerstadt Melle zum Blütenfest zu besuchen, blieb leider unerfüllt.Eine zweite Herzensangelegenheit war ihm die Jugendfarm Lübars, die er als Vorsitzender des Fördervereins mit zahlreichen zusätzlichen Tieren bestückte. Für diesen Verein warb er auch unermüdlich Neumitglieder, vor allem unter den Bezirksverordneten.
Zum Ende seiner BVV-Zeit amtierte Rudi Eisengarten von 1992 bis 1995 als Stellv. BVV-Vorsteher, ehe er nicht mehr zur Wahl antrat. Ganz von der Kommunalpolitik lassen konnte er aber auch im hohen Lebensalter nicht. Noch mit über 90 amtierte er in der laufenden Legislaturperiode als gewähltes Mitglied der Seniorenvertretung im Bezirk.
„Rudi Eisengarten war ein Politiker, gewissermaßen aus altem Schrot und Korn, politisch geprägt in den 50er und 60er Jahren, standhaft, wenn es drauf ankam in seiner Pflichterfüllung auch hart gegen sich selbst und gegen andere, aber immer tief sozialdemokratisch“, so der heutige SPD-Fraktionsvorsitzende Marco Käber.
Die Reinickendorfer Sozialdemokratie wird sich immer an sein nimmermüdes Engagement, an sein Pflichtbewusstsein und seinen jahrzehntelangen Einsatz zum Wohle des Bezirks erinnern.
Reinickendorf, 05.01.2021