Die Reinickendorfer SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung trauert um die engagierte Kulturpolitikerin Christina Illigner. Die 74-Jährige war am 26. September überraschend gestorben. Christina Illigner kam aus Norddeutschland in unseren Bezirk und machte sich als kompetente Ansprechpartnerin aus der Kommunalpolitik in Künstlerkreisen schnell einen Namen. Unermüdlich warb sie vor allem für eine einzigartige Einrichtung im Bezirk, für die Graphothek im Märkischen Viertel, wo sich jedermann für eine geringe Gebühr echte Kunst ausleihen kann. „Alle paar Monate sieht mein Wohnzimmer anders aus“, mit diesem griffigen Satz warb Illigner pressewirksam und präzise für die Möglichkeit, mit immer wieder neuen ausgeliehenen Bildern die eigenen vier Wände zu verschönern. Folglich übernahm sie auch den Vorsitz im Förderverein „Freunde der Graphothek“ und besuchte unermüdlich Reinickendorfer Künstler und Ateliers. Den klugen Satz, der bildende Künstler brauche vor allem die drei großen „A“, Anerkennung, Ateliers und Ankäufe, hatte Christina Illigner begriffen. Weit über 50 Ankäufe von Künstlern konnte sie mit den Geldern des Fördervereins für die Graphothek realisieren, die Attraktivität der Einrichtung steigern und mit dieser geschickten Kulturpolitik auch die lokalen Künstler unterstützen. „Bis zuletzt kämpfte sie um den Bestand ‚ihres‘ Fördervereins, kümmerte sich um ehrenamtlichen Nachwuchs, denn der Verein sollte auch nach dem 40-jährigen Jubiläum der Graphothek in diesem Jahr noch weiterwirken können“, erinnert sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Marco Käber.
Christina Illigner gehörte über 50 Jahre der SPD an. Lange vor dem ihrem Reinickendorfer Engagement hatte sie in Hamburg erfolgreich Kommunalpolitik betrieben. Mit scharfsinniger hanseatischer Nüchternheit, aber niemals verletzend, legte sie manche Schwäche der hiesigen Kommunalpolitik offen und suchte, manchmal ungeduldig, sie zu ändern, erinnert sich Marco Käber. Ihr Erfahrungsschatz war dabei riesig. „Man redet nicht über mögliche spätere Schachzüge, wenn man erstmal den nächsten erfolgreich hinbekommen will“, so der Rat der Pragmatikerin. Einmal wurde sie aber doch lachend-emotional, erinnert sich Marco Käber: „Als ich ihren unverkennbar norddeutschen Dialekt, mit dem sie auch in Berlin die Diskussionen führte, fälschlich in Hamburg verortete. ‚Weil du eben davon keine Ahnung hast‘, lachte sie.“ Neben der Wohnung in Reinickendorf-West blieben nämlich auch immer die eigenen vier Wände in Bremerhaven die Heimat von Christina Illigner.